WAZ Artikel vom 04.Dezember 2021
Die Essener Kaffeerösterei „Coffee Pirates“ ist vom „Feinschmecker“-Magazin ausgezeichnet worden. Gründer Patrick Schiller will expandieren.
Hugenpoet, König-Brauerei, Sternerestaurant in Düsseldorf und exklusives Hotel auf Sylt: Gastronom und Kaffeekenner Patrick Schiller hat schon an einigen hochkarätigen Orten gearbeitet. Seit 2009 betreibt der 43-Jährige ein Café in seiner Heimatstadt Essen, 2012 kam die Kaffeerösterei „Coffee Pirates“ dazu. Jüngst ist sein Geschäft vom „Feinschmecker“-Magazin als eine der besten Röstereien Deutschlands ausgezeichnet worden – und das Geschäft boomt.
Guten Kaffee zu trinken, ist seit einigen Jahren zum Lifestyle-Trendgeworden: egal, ob teure Siebträgermaschine oder bewusstes Understatement mit Handfilter. „Coffee Pirates“ profitiert davon. Zuletzt habe das Homeoffice seinem Geschäft noch einmal einen gewaltigen Schub gegeben, sagt Schiller, der neben seinem Ladenlokal in der Rüttenscheider Straße auch einen Online-Shop betreibt. Auch Essener Gastronomen kaufen ihren Kaffee bei ihm, zum Beispiel das „Gin & Jagger“ und das Schlosshotel Hugenpoet.
Essener Rösterei bietet Kaffee aus fairem Handel an
Zwischen 18 und 20 verschiedene Kaffee- und Espressovariationen gibt es zu kaufen, darunter alle möglichen Geschmacksrichtungen. Manche sind im Aroma beerig, manche haben eine leichte Zitronen-, andere eine Kakaonote. Kostenfaktor: zwischen 6,50 und 10,90 Euro für 250 Gramm. Auch zu 100 Prozent biologisch abbaubare Kaffeekapseln aus Holz bietet Schiller an. Alle Kaffees seien aus fairem Anbau, betont er. Die Bohnen kommen unter anderem aus Mexiko, Brasilien, Kolumbien oder Indien. Außerdem verspricht der Kaffeeexperte höchste Qualität.
Doch was genau ist denn nun das Geheimnis von richtig gutem Kaffee? „Das kommt erstmal auf die persönliche Vorliebe an“, sagt Schiller. Zum Beispiel darauf, ob man ihn am liebsten aus der Pressstempelkanne („French Press“), dem Filter oder dem Kaffee-Vollautomaten mag. Je nachdem, müsse man unterschiedlich bei der Zubereitung vorgehen. „Kaffee hat 800 verschiedene Aromen“, so Schiller, „mehr als Wein.“
Rösterei will expandieren und sucht neue Räume in Rüttenscheid
In seinem Betrieb setze er außerdem auf schonende Trommelröstung: je nach Sorte 13 bis 18 Minuten bei niedriger Temperatur. „So entsteht keine Säure, die auf den Magen schlägt“, erklärt der Kaffeefachmann. Industriebohnen würden im Gegensatz dazu bei sehr hoher Temperatur nur ein bis zwei Minuten geröstet. Darüber hinaus sei das Röstdatum zu beachten. Warte man zu lange mit der Zubereitung, dann verliere der Kaffee an Aroma.
Aufgrund der großen Nachfrage ist Schiller gerade auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten. In seiner 12-Kilo-Röstmaschine verarbeitet er 150 bis 200 Kilo Kaffee am Tag. Gerne würde er noch mehr produzieren und ein 30-Kilo-Gerät einsetzen, dafür bräuchte er aber mehr Platz. Montags, wenn das Café geschlossen ist, läuft schon jetzt die Produktion für Geschäftskunden in Dauerschleife. Etwas zu finden, sei nicht einfach, sagt Schiller. Denn fest steht, dass er in jedem Fall in Rüttenscheid bleiben will, wo er auch mit seiner Frau und seinen zwei Kindern wohnt: „Das ist mein Lebensmittelpunkt.“